Unser perfekter Tag in Amsterdam
Radspaziergang, Grachtenfahrt und zufriedene runde Bäuche
Radeln mit einem Quäntchen Mut
Als wir 2011 in New York entschieden haben Manhattan mit dem Fahrrad zu erobern, waren wir uns sicher, daß es nirgendwo in der westlichen Welt verrückter sein könnte Rad zu fahren, als zwischen den wildgewordenen Taxifahrern der Fifth Avenue.
Das erste Mal auf dem Fahrrad in Amsterdam belehrte uns eines besseren.
Amsterdamer bewegen sich radelnd, wie die meisten anderen Menschen es zu Fuß tun.
Wenn es sein muss, sehr flott mit unerwarteten Ausweichmanövern und auch mal einem kleinen Rempler.
Auf einen Radweg einzufädeln funktioniert hier ähnlich wie mit einem Cinquecento rund um die Piazza Venezia - bloß keine Angst haben.
Schnell fällt uns aber auch auf, wie souverän und unfallfrei die Amsterdamer unterwegs sind.
Kinder sitzen entspannt auf dem Lenker oder der Längsstange der helmlosen Eltern, Markteinkäufe ragen weit über den Gepäckträger hinaus, Hundeohren wehen aus Fahrradkörbchen, alles fließt, als müsste es genauso sein.
Inzwischen freuen wir uns jedes Mal riesig, wenn wir uns in Amsterdam auf‘s Rad schwingen, um die Straßen zu erobern und uns vom Fluß der Fahrradstadt mitnehmen lassen.
Unser Lieblingsverleih, Black Bikes, hat genau was wir wollen, wenn wir nicht in unserem Hotel selbst Fahrräder bekommen.
Und die Wege durch die Stadt scheinen Radfahrer allen anderen vorzuziehen.
Von der Keizersgracht zum Vondel Park
Wenn wir im Canal House an der glitzernden Keizersgracht wohnen und nach dem leckeren Hotelfrühstück noch ein bisschen Sehnsucht nach dem duftenden Zimtknoten und dem cremigen Cappuccino der Scandinavian Embassy haben, ist es ein Leichtes, mit dem Fahrrad, am Wasser entlang richtung Süden, zum Sarphati Park zu flitzen.
Dort gleich schon mal einen Tisch im Restaurant JA, auf das wir uns so sehr freuen, für den Abend zu reservieren versteht sich von selbst.
Durch das Oude Pijp mit seinen schönen alten Gassen radeln wir weiter zum Rijksmuseum.
Wenn wir zu erfreut über das sonnige Wetter sind, als daß wir in die herausragenden Ausstellungen oder in die prachtvolle Bibliothek gehen möchten, genießen wir einfach die beeindruckende Architektur des Museums von außen.
Der Entwurf des Gebäudes stammt aus einem Architektur-Wettbewerb von 1863.
Die Toröffnung im Hauptflügel erlaubt uns durch das gotische Gewölbe hindurch zu radeln auf die Museumsplein, vorbei an Kunstinstallationen und dem Van Gogh Museum.
Vondel Park
Unser nächstes Ziel, der Vondel Park, eröffnete fast zur gleichen Zeit, 1865.
Der englische Garten ist ein wundervoller Ort für ein kleines Picknick unter alten Bäumen auf weitläufigen Wiesen, an kleinen Bächen.
Mindestens einen Becher vom guten Kaffee von The Coffee District im Willemsparkweg müssen wir auf jeden Fall dort am plätschernden Wasser trinken.
Wir lieben es aber auch vom Renaissance Pavillon im Osten bis zum Rosengarten im Westen des Parks langsam mit dem Fahrrad zu flanieren und dabei die Vögel zwitschern zu hören.
Hier haben wir das Gefühl, daß sogar die eiligen Amsterdamer Radfahrer einen Gang zurück schalten.
Glitzernde Wasserwege
Weiter geht es zu Dille & Kamille, einem besonders feinen Haushaltswaren Geschäft in der Bilderdijkstraat , aus dem immer ein paar hübsche Dinge mit nach Hause müssen.
Dieses Mal vielleicht eine kuschelige Decke und Stoffservietten.
Von hier aus geht es gleich zu Boats4rent, denn wir möchten eine kleine Runde durch die Grachten fahren.
Das Elektroboot ist aufs Einfachste reduziert und komplett aus Aluminium. Da können wir mit unserer neuen Decke gleich für ein bisschen Gemütlichkeit sorgen.
Vorher sausen wir aber noch schnell zu Breadwinner, um uns mit Bagels und Limonaden für unseren Ausflug einzudecken.
Auf eigene Faust durch die Grachten zu schippern ist eine sehr besondere Art, Amsterdam zu erfahren.
Die Grachten, mit ihren vielen schmalen Häusern aus dem Goldenen Zeitalter der Niederlande, gelten als städtebauliches und architektonisches Weltkulturerbe.
Als Handelswege sollten sie im frühen 17. Jahrhundert die eng gewordene Stadt versorgen.
Der Zugang zur Wasserstraße war so wertvoll, daß, wer sich eine breite Front leisten wollte, mit hohen Steuern belegt wurde.
So entstanden die vielen schmalen, hohen Fassaden, die heute wie Puppenhäuser an uns vorbeiziehen, während wir die funkelnden Grachten entlang gleiten.
Das sanfte Plätschern des leichten Bootes, das wir in verhaltenem Tempo durch die Kanäle steuern, das Licht, das in dem Bäumen über uns spielt und die gedämpften Geräusche der Stadt, die zur schönsten Kulisse wird, versetzen uns in eine andere Welt.
In milder Stimmung klettern wir wieder aus dem Boot und genießen es, im lauschigen Garten des Canal House unsere Eindrücke nachklingen zu lassen.
Dinner und Nightcap
Obwohl es mit dem Rad nicht weit wäre zum köstlichen holländischen Apfelkuchen in der Koffieschenkerij, lassen wir es heute lieber sein.
Es wartet ja noch das Dinner im fabelhaften Restaurant JA auf uns, wo Amy und Julius uns passend zur Jahreszeit mit einem unglaublich feinen Menú verwöhnen werden.
Und wenn wir danach noch auf einen Drink im unser geliebtes Night Kitchen gehen, wäre es natürlich toll, wenn wir vielleicht doch noch zumindest eine klitzekleine geröstete Aubergine dazu schaffen würden, um unseren perfekten Tag abzurunden, bevor wir in unserem großen Bett, bei nächtlichen Grachtengeräuschen die Augen schließen.